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Autonomes Lernen ALS wichtiger Bestandteilder Eurodidaktik Veränderungen in unserer Gesellschaft und damit verbundene Veränderungen bei den Jugendlichen auf der einen Seite und die derzeit noch weit verbreitete Fremdbestimmung des Deutschunterrichts auf der anderen Seite fordern zu einer kritischen Reflexion der Unterrichts heraus. Die Lerner sollen mehr Verantwortung für das eigene Lernen übernehmen dürfen. Sie sollen die eigentlichenTräger der Lernprozesse sein. Als selbstständig handelnde und entscheidende Personen sind sie nicht mehr diejenigen, die „be-lehrt, uner-wiesen, er-zogen“ werden, sind nicht mehr die Objekte der Lehrtätigkeit ihrer Lehrerinnen und Lehrer, sondern Subjekte ihres Lernens. Diese Konzept wird sich natürlich nicht sofort ab dem ersten Unterrichtsjahr verwirklichen lassen. Vielleicht erreicht man das Ziel im Rahmen der Schulzeit nie vollständig. Wichtig ist aber , dass wir als Lehrer stetig darauf hinarbeiten, um ihm so weit wie möglich nahe zu kommen. Von diesem Ziel geht eine grundlegende pädagogische Orientierung für die Unterrichtenden aus. Im Vergleich zum derzeit praktizierten Unterricht bedeutet es für viele Lehrkräfte ein Umdenken. Die Lehrerrolle erfährt dabei eine deutliche Veränderung: Es gilt zunächst, alt eingeübte Verhaltensweisen zu verändern, z.B. sich als Lehrer nicht mehr als Mittelpunkt des Unterrichts zu verstehen, nicht die zentrale Steuerungs- und Kontrollinstanz jeder einzelnen Deutschstunde zu sein, sondern den Mut zu haben, den Lernprozess loszulassen und den Lernenden Selbstverantwortung zuzutrauen und diese überhaupt zuzulassen. Der Lehrer oder die Lehrerin hat nun vermehrt die Aufgabe, den Unterricht zu moderieren, Lernsituationen zu schaffen, Lernhelfer und Lernpartner zu sein. Von autonomem Lernen sprechen wir, wenn Lernende die zentralen Entscheidungen über ihr Lernen selbst treffen. Autonome Lernende entscheiden z.B. selbst, - dass sie lernen wollen, - wie sie beim Lernen vorgehen, - welche Materialien und welche Hilfsmittel sie zum Lernen verwenden, - welche Lernstrategien sie einsetzen, - ob sie allein oder mit anderen lernen, - wie sie ihre Lernzeit einteilen, wie sie kontrollieren, ob sie erfolgreich gelernt haben. Die Lernenden selber sind es also, die ihr Lernen initieren, es steuern und organisieren, es evaluieren. Dies setzt eine Menge an Selbstdisziplin und Willenskraft voraus. Eine gewisse Einschränkung des autonomean Lernens besteht darin, dass wir im Deutschunterricht an bestimmte Lehrziele – sei es durch Lehrpläne, Lehrbücher oder andere Vorgaben – gebunden sind. Dennoch müssen wir immer wieder prüfen, ob gesetzte Rahmen wirklich so eng sind, wie wir manchmal glauben, und wie sie geöffnet werden können. Wir können und wollen die Lernenden in unserem Unterricht auf das autonome Lernen vorbereiten und ihnen dazu notwendige Hilfen geben. Lernstrategien stellen die wichtigste Voraussetzung dafür dar. Die enge Verknüpfung von Lernerautonomie und Lernstrategien ist der Kerngedanke der Eurodidaktik. Sie stellt das Lenen lernenin den Mittelpunkt und gibt die Anregungen für das Training von Lernstrategien, um letzlich die Autonomie der Lernenden aufzubauen und auszubauen. In der Didaktik werden zu diesem Thema unterschiedliche Begriffe verwendet: Study Skills, Lernverfahren, Sprachhandlungen, Arbeitstechniken, Lernstrategien, Lerntechniken, Kommunikationsstrategien, Interaktionsstrategien, Operationen etc. Eine Lernstrategieist ein Plan der Lernenden. Der Plan der Lernenden beinhaltet, welche Handlungen sie jeweils auszuführen wollen, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Um sich eine geeignete Lernstrategie zurechtzulegen, müssen sich die Lernenden über ihr eigenes Lernziel im Klaren sein. Das wesentliche Merkmal von Lernstrategien enthält die „wenn…dann“- Formulierung: Die Lernenden haben ein Ziel (Gespräche üben) und sie haben im Kopf einen Plan, wie sie dieses Ziel erreichen können, z.B. Gesprächspartner erfinden, Phantasiegespräche führen usw. Bei den Lernstrategien unterscheidet man: - direkte (kognitive) Strategien und - indirekte Lernstategien. Direkte (kognitive) Strategien befassen sich direkt mit dem Lernstoff. Eg geht darum, das neu Gelernte so zu strukturieren, zu verarbeiten und so im Gedächnis zu speichern, dass es gut behalten und abgerufen werden kann. Direkte Strategien gliedern sich in - Gedächnisstrategien (Wortgruppen bilden, Bilder verwenden, Vokabelkarten verwenden usw.) - Sprachverarbeitungsstrategien (markieren, sich Notizen machen, Kenntnisse der Muttersprache nutzen, Regeln anwenden, Wörterbuch verwenden, in Lexika nachschlagen usw.) Indirekte Strategien befassen sich mit der Art und Weise des Lernens (wann? was? wo? wie?). Hier unterscheidet man Strategien zur Regulierung des eigenen Lernens (das eigene Lernen einrichten und planen, eigene Lernziele bestimmen, den Lernprozess überwachen und auswerten etc.), affektive Lernstrategien (Gefühle registrieren, Stress reduzieren (Musik hören),sich belohnen etc.) und soziale Lernstrategien (Fragen stellen, um Erklärungen bitten, um Korrektur bitten, zusammenarbeiten, Verständnis für fremde Kulturen haben, „mit allen Mitteln wuchern“ etc.) Lernstrategien als Pläne des Lernenden haben folgende Funktionen: - Lernziel bestimmen - Lernaktivität bestimmen - Lernmaterialien bestimmen - Lernaktivität überwachen - Prüfen, ob das Ziel erreicht wurde. Lernende müssen nicht nur Fremdsprachen lernen, sondern sie müssen vor allem auch lernen, wie sie am effektivsten und erfolgreichsten Fremdsprachen lernen und gebrauchen können. Lernstrategien sollten deshalb zum integralen Bestandteil des Deutsch-als Fremdsprache- Unterrichts gehören, um bei unseren Lernenden die Fähigkeit zu entwickeln, autonom weiter lernen zu können.
Literatur 1. P.Bimmel, U. Rampillon (2000): Lernautonomie und Lernstrategien, Langenscheidt 2. Seminarmaterialien des Goethe- Instituts 3. J. Wüst (2007): Lernautonomie als Hauptpostulate der heutigen Didaktik, Zürich 4. www.goethe.de/referenzrahmen 5. www.coe.int/portfolio
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